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13 Dez. 2004, Wien
 
Rauch-Kallat gibt nationalen Aktionsplan bei Experten in Auftrag
Startschuss zur Implementierung eines nationalen Aktionsplans zur Unfallverhütung
 
Wien, 22.11.2004 – „Synergien nutzen, gemeinsam aktiv werden und Leben retten – so könnte man die Idee hinter dem nationalen Aktionsplan zusammenfassen“, illustriert Maria Rauch-Kallat. Die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen gab heute auf der diesjährigen Konferenz des Österreichischen Sicherheitsrates den offiziellen Startschuss zur Implementierung eines nationalen Aktionsplans zur Unfallverhütung. Ambitioniertes Ziel bis zum Jahr 2010: Die Senkung der Zahl der Unfalltoten um 25 Prozent und damit die Rettung von mindestens 2.500 Menschenleben. Um in allen Lebensbereichen aktiv werden zu können, holte sich die Bundesministerin Experten ins Boot: Für Fragen rund um Heim-, Freizeit- und Sportsicherheit steht Dr. Rupert Kisser, Leiter des Instituts „Sicher Leben“, als Ansprechpartner zur Verfügung. Knowhow in allen Themen der Verkehrssicherheit verspricht Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Schutz und Prävention in Arbeit und Beruf ist das Fachgebiet von Univ.-Prof. DI Dr. Norbert Winker, Direktor der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA).

Harte Realität: 2.557 Menschen starben 2003 bei einem Unfall

Die Zahlen der Unfallstatistik 2003, herausgegeben vom Institut „Sicher Leben“, sprechen eine klare Sprache: Jeder zehnte Österreicher verunglückte im vergangenen Jahr. Mit 72 Prozent entfällt der größte Teil der insgesamt 831.000 Unfälle auf den Bereich Heim, Freizeit und Sport. 21 Prozent ereigneten sich bei der Arbeit und in der Schule, weitere sieben Prozent im Straßenverkehr. 2.557 Menschen verloren 2003 in Österreich ihr Leben aufgrund eines Unfalls. „Jedes dieser Unfallopfer ist ein Opfer zuviel! Besonders das ‚Sterben vor der Zeit‘ von Kindern und Jugendlichen muss endlich ein Ende haben! Eigentlich existiert das gesamte Wissen schon, um das zu erreichen – wir müssen es nur bündeln und strukturieren. Und genau das soll der nationale Aktionsplan leisten“, erklärt Rauch-Kallat die Gründe für ihr Bestreben. Die Bundesministerin beauftragte daher den Österreichischen Sicherheitsrat mit der detaillierten Ausarbeitung des nationalen Aktionsplans bis Mitte 2005.

Heim, Freizeit und Sport: Gefahrenerzeuger verstärkt einbeziehen

„Um eine Trendwende einzuleiten und wirklich nachhaltig die Zahl der Unfallverletzten und Getöteten zu senken, ist es auf jeden Fall sinnvoll, wenn Politik und Sicherheitsinstitutionen in Österreich an einem Strang ziehen“, begrüßte Kisser die Initiative der Bundesministerin. Gerade im Heim-, Freizeit- und Sportbereich gibt es viele wirksame Maßnahmen, die aber teils kaum genutzt werden. Handlungsbedarf besteht auf vielen Gebieten, je nach Altersgruppe sind die Prioritäten im nationalen Aktionsplan anders zu setzen: Häusliche Unfälle und Ertrinken sind die Gefahrenquellen Nummer eins bei Kindern. Radfahren, Fußball und Skifahren heißen die Risikosportarten der Jugendlichen. Bei Erwachsenen muss das Heimwerken, die Haushaltsführung und das Bergwandern im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, bei den Senioren die vielfältigen Ursachen von Stürzen. „Fehlendes Gefahrenbewusstsein, mangelhaftes Wissen, sozialer Druck oder alte Gewohnheiten sind nur einige Erklärungsmodelle dafür, warum gerade im Freizeitbereich die Unfallquoten so hoch sind. Hier muss man ansetzen, indem man auf der einen Seite die Konsumenten aktiv über mögliche Gefahrenquellen informiert und Bewusstseinsbildung betreibt. Auf der anderen Seite müssen aber auch die Gefahrenerzeuger, also Händler und Produzenten, verstärkt Verantwortung für ihre Produkte übernehmen“, so Kisser.

Verkehr: Integration des Verkehrssicherheitsprogramms notwendig

Bereits seit 2002 gibt es mit dem „Österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm“ einen Aktionsplan für die Verkehrssicherheit. „Endlich wird nun auch in den anderen Lebensbereichen eine intensivere und systematischere Präventionsarbeit vorangetrieben.
Da das Verkehrssicherheitsprogramm bis zum Jahr 2010 angelegt wurde, ist allerdings eine genaue Abstimmung der Inhalte und Ziele beider Initiativen anzuraten, wenn der nationale Aktionsplan ein wirksames Dachprogramm darstellen soll“, erläutert Thann. Eine Halbierung der Zahl der im Straßenverkehr Getöteten bis 2010 ist das Hauptziel des Verkehrssicherheitsprogramms. Eine Liste von 26 Schwerpunkten und über 100 konkreten Maßnahmen – beispielsweise zu den Themenbereichen Gurt und Kindersitz, Abstand, Tempo, motorisierte Zweiradfahrer und Fußgängersicherheit – wurden einer wissenschaftlichen Bewertung unterzogen, festgeschrieben und teils bereits in einem Startpaket realisiert.

Arbeit: Einführung eines Sicherheits- und Gesundheitsmanagementsystems

„Mit 60 Prozent ereignen sich die meisten Arbeitsunfälle im Straßenverkehr auf dem Weg zur oder von der Arbeit oder auf Arbeitswegen“, beschreibt Winker die Ist-Situation im Bereich Arbeit und Beruf. Besonders betroffen von Unfällen sind dabei Männer zwischen 36 und 45 Jahren, die in Klein- und Mittelbetrieben arbeiten. 38 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle ereignen sich im Bauwesen. Die häufigsten Verursacher dieser Unfälle sind mit 56 Prozent Fahrzeuge wie Gabelstapler. „Die AUVA setzt ebenso auf punktuelle wie auf ganzheitliche Maßnahmen der Unfallverhütung. Bei den Einzelaktionen stehen verstärkte Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, in der Baubranche, beim innerbetrieblichen Transport sowie in Klein- und Mittelunternehmen im Vordergrund. Bei den ganzheitlichen Maßnahmen soll die Evaluierung durch die Einführung eines Sicherheits- und Gesundheitsmanagementsystems weiter entwickelt werden, um die Unfallzahlen deutlich senken“, beschreibt Winker den Beitrag der AUVA zum nationalen Aktionsplan.

Bundeseinheitliche Maßnahmen zur Unfallprävention

„Der besondere Vorteil eines nationalen Aktionsplans liegt darin, dass Unfallverhütung endlich als ressortübergreifendes Thema verstanden und bundesweit agiert wird“, stellt Rauch-Kallat dar. Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans könnten etwa die Einbeziehung der Unfallverhütung in die Ausbildung von Gesundheits- und Sozialberufen, eine Verschärfung des Produktsicherheitsgesetzes, ein Dienstleistungshaftungsgesetz, die Einrichtung landesbezogener Beratungsstellen für Unfallverhütung und eine verstärkte Informationstätigkeit der Krankenkassen sein. „Es gilt nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern das bereits vorhandene Wissen auf nationaler und internationaler Ebene zusammenzutragen und zielgruppenorientiert umzusetzen, damit das Rad endlich Richtung Ziel rollt. Und das heißt: 25 Prozent weniger Tote bis 2010!“, fasst Rauch-Kallat zusammen.

Rückfragehinweis:
- Kuratorium für Verkehrssicherheit & Institut „Sicher Leben“: Doreen Kallweit M.A., Marketing & Kommunikation, Tel.: 01-717 70-161, E-Mail: doreen.kallweit@kfv.at
- BM für Gesundheit und Frauen: Mag. Christoph Hörhan, Ministerbüro, 01-711 00-4379, E-Mail: christoph.hoerhan@bmgf.gv.at
- AUVA: Dr. Wilfried Friedl, Sicherheitsmarketing, Tel.: 01-33 111-530; E-Mail: wilfried.fried@auva.at
 
Quelle: AUVA


Metainfo:
Autor: Johanna Fuchs; Copyright: One Health Forum; Publiziert von: Johanna Fuchs (fuchs_j)
factID: 178508.2 (...Archiv); Publiziert am 13 Dez. 2004 15:55
 
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