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19 Jän. 2005, Frankfurt, Wien
 
"Humankapital" zum Unwort 2004 gekürt
Die Relevanz dieses Begriffes geht jedoch weit über die ökonomische Berechenbarkeit hinaus
 
Diese Wahl einer Jury aus Sprachwissenschaftlern gibt Grund darüber nachzudenken, doch wird sie der Relevanz dieses Begriffes niemals gerecht. "Der Begriff degradiere Menschen zu ökonomisch interessanten Größen.", so die Begründung der Jury. Aus Sicht der Gesundheitsförderung ist das Humankapital ein wichtiger Ansatz.

Das „Unwort des Jahres 2004“ heißt „Humankapital“. Dies gab eine Jury aus Sprachwissenschaftlern in Frankfurt bekannt. Insgesamt lagen der Jury 1218 Vorschläge vor. Das Wort degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt „zu nur noch ökonomisch interessanten Größen“, lautete die Begründung des sechsköpfigen Gremiums.

Was bedeutet Humankapital?

Von Gary Becker vor vierzig Jahren eingeführt, meint er schlicht das ökonomisch verwertbare Wissen, über das ein Mensch verfügt. Aber Becker hat weit über das unmittelbar Verwertbare hinaus gedacht und eine ironisch lesbare „Universalökonomisierung“ des „Nicht-Ökonomischen“ eingeführt, bis hin zu Liebesbeziehungen (nimm einen Fragebogen, sagt er, und kreuze an, wie viel Dollars Du einer „unsichtbaren Hand“ zahlen würdest, wenn sie dir dafür die ersehnte Dame vermitteln könnte).

Was Becker meinte und was Bildungspolitiker heute fordern, lässt sich besser mit „Humanpotential“ umschreiben. Das schließt auch emotionale Intelligenz, Kulturverständnis und soziale Kompetenz ein. Denn die heute entscheidende Frage lautet schlicht: Was können Politik und Wirtschaft, was kann der einzelne Bürger dazu tun, geistiges Potential in Deutschland so human und sinnvoll wie nur möglich zu entfalten? Diese Frage brennt um so mehr, als die Marktwirtschaft heute „völlig unfähig zu sein scheint, die ungenutzten menschlichen und materiellen Ressourcen zu mobilisieren“, wie Michel Chossudovsky schreibt. Doch eine Alternative ist nicht in Sicht.
(aus Humankapitalmarkt, Was ist der Mensch wert?, Klaus Herding, Bruno Stiegwitz, Süddeutsche Zeitung, 2002)

Humankapital als Schlüssel der Europäischen Entwicklung

Humankapital kann definiert werden als die Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen, das in Personen verkörpert ist und das durch Ausbildung, Weiterbildung und Erfahrung erworben werden kann. Unter diesem Aspekt kann die Investition in Humankapital dazu beitragen, eine Vielzahl von Akteuren wie zum Beispiel den öffentlichen Sektor, Unternehmen und den Einzelnen einzubeziehen. Der Europäische Rat von Lissabon hat, indem er für die EU das Gesamtziel festlegt, die wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensbasierte Wirtschaft der Welt zu werden, das Humankapital ins Zentrum seiner Entwicklungsstrategie gesetzt.

Eine große Anzahl von Theorien und Beweisen weist auf die positiven Auswirkungen des Humankapitals auf Wachstum und Beschäftigung hin. Die Theorie zeigt ausserdem die Tendenz von Firmen und Individuen zur Unterinvestition in Humankapital und verdeutlicht die Rolle der öffentlichen Hand, solche Investitionen zu fördern. Es wurden Anstrengungen unternommen, um die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Humankapitals auf das Wachstum sowie auf die Bedeutung der Investition in Humankapital im Rahmen der landesweiten und regionalen Entwicklungsstrategien innerhalb der Gesamtziele von Lissabon zu bewerten, um ein nachhaltiges Wachstum, eine erhöhte Beschäftigung sowie eine grössere Kohäsion zu erreichen.

Humankapital aus Sicht der Gesundheitsförderung

Aus der Sicht der Gesundheitsförderung, deren Aufgabe es auch ist Bestehendes in Sinnvolles zu transformieren ist der Begriff Humankapital grundsätzlich positiv. Es geht um eine umfassende Anerkennung des Menschen mit all seinen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Stärken und Schwächen, Wünschen und Problemen. Es geht um den Menschen an sich aber besonders auch um den Menschen als Teil einer gesellschaftlichen Struktur, wie zum Beispiel einem Unternehmen. Besonders im Unternehmen gilt es auf die langfristige Bedeutung von Wissen und Gesundheit hinzuweisen, auch darauf, dass eine Verbesserung nur mit dem Willen beider, Arbeitgeber und Mitarbeiter möglich ist.

Auf gesellschaftlicher Ebene geht es darum dem Menschen Bildung zu ermöglichen, nicht nur Ausbildung sondern eine umfassende und breite Auseinandersetzung des einzelnen mit sich selbst und dem Sinn im Leben. Dieser Schritt zur Mündigkeit wird selten durch das Gesellschafts-"System" angestossen, es Bedarf immer auch einer Überwindung des einzelnen zu denken zu beginnen. Jeder Akteur der Gesundheitsförderung sollte sich der umfassenden Bedeutung des Begriffs Humankapital bewusst sein und sein möglichstes dazu beitragen, dass Menschen beginnen im Rahmen ihrer Möglichkeit Verantwortung für ihr Tun und ihre Entwicklung zu übernehmen. Das ist der erste Schritt Humankapital und dessen Bildung für eine bedeutende Sache zu halten.

weitere Informationen über Humankapital auf dieser Plattform:
Das Humankapital steht im Mittelpunkt
Humankapital erhalten und fördern
Bewertung von Humankapital
 
Quelle: OHC


Metainfo:
Autor: Harald Kviecien; Copyright: One Health Forum; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 180922.2 (...Archiv); Publiziert am 19 Jän. 2005 19:38
 
Verweis(e) (1):
Humankapital21 Jän. 2005