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Verkehrslärm macht krank!
 
Verkehrslärm gefährdet unsere Gesundheit. Der VCÖ hat daher jetzt die Initiative „Verkehrslärm einbremsen!“ gestartet. Wirkungsvolle Maßnahmen gegen Verkehrslärm sind dringend notwendig.
Rund eineinhalb Millionen Menschen in Österreich werden durch Verkehrslärm in der Nacht oder tagsüber gestört. 75 Prozent der lärmgeplagten Bevölkerung werden durch Lkw oder laute Pkw aus dem Schlaf gerissen. Nicht nur Ärger ist die Folge. Mediziner warnen bereits vor den Gesundheitsgefahren des Verkehrslärms!


VCÖ: Verkehrslärm muss eingebremst werden!

Erhöhter Blutdruck, Stresssymptome, Herz- und Kreislauferkrankungen. Das sind nur einige der gesundheitsschädlichen Folgen von dauerhafter Lärmbelastung. Trotzdem können sich in Österreich betroffene Menschen rechtlich kaum helfen. Auch fehlen beim Verkehrslärm einheitliche Grenzwerte. Der VCÖ fordert rasche Maßnahmen und ein Lärmschutzgesetz mit verbindlichen Grenzwerten zur Verringerung des gesundheitsschädlichen Verkehrslärms!

Lkw, Pkw und Motorräder sind die größten Lärmerreger

Der Verkehr hat in den letzten Jahren in Österreich stark zugenommen. Im Jahr 2002 wurden um rund elf Milliarden Kilometer mehr mit Pkw zurückgelegt als noch im Jahr 1990. Die Zahl der Lkw ist in Österreich im gleichen Zeitraum um 30 Prozent auf fast 340.000 gestiegen. Mit der Zunahme des Verkehrs ist auch die Lärmbelastung gestiegen. Sieben von zehn von Lärm beeinträchtigte Personen geben an, durch Verkehrslärm gestört zu werden. Die größte Lärmquelle ist für 76 Prozent der Straßenverkehr. Das heißt, dass mehr als eine Million Menschen in Österreich vom Lärm der Lkw, lauten Pkw und Motorräder gestört werden!

Verkehrslärm macht viele Menschen krank

Verkehrslärm ist nicht nur ein Ärgernis, das die Lebensqualität einschränkt. Medizinische Studien belegen, dass Verkehrslärm ein großes Gesundheitsproblem ist. Dauerhafter Verkehrslärm hat Auswirkungen auf Blutdruck, Blutfette und Gerinnungsfaktoren. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Personen, die an lauten Straßen wohnen, wurde ein um 10 bis 20 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko festgestellt. Nach sechs Jahren in einer lärmbelasteten Wohnung steigt das Herzinfarktrisiko sogar um mehr als 30 Prozent!

Schlechte Schulleistungen durch Verkehrslärm

Wer öfters in der Nacht vom Verkehrslärm aus dem Schlaf gerissen wird, weist deutlich höhere Adrenalinwerte auf. Schlechte Laune, niedrigere Leistungsfähigkeit und verringerte Konzentrationsfähigkeit sind die Folgen. Das Unfallrisiko steigt durch die Übermüdung. Die Wirkungen von Schlafmitteln klingen erst nach 24 Stunden ab! Kinder, die entlang von Hauptverkehrsrouten wohnen, haben einen höheren Puls und einen höheren Blutdruck. Studien zeigen, dass die Schulleistungen der lärmgeplagten Kinder schlechter sind als im Durchschnitt.

Fluglärm nimmt in Österreich stark zu

Jede 17. Person, die untertags von Verkehrslärm belästigt wird, gibt als Grund den Flugverkehr an. In der Nacht wird jede 22. lärmgeplagte Person durch Fluglärm aus dem Schlaf gerissen. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Zahl der unter Fluglärm leidenden Menschen verdoppelt! Die Zahl der Betroffenen droht weiter zuzunehmen. Denn Untersuchungen zeigen: Bis zum Jahr 2010 werden sich beispielsweise die Flugbewegungen in Wien-Schwechat fast verdoppeln. Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck werden in Zukunft verstärkt das Ziel von Billigfluglinien. Die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen droht rapide zu steigen!


In Österreich fehlen Grenzwerte für Verkehrslärm

In Österreich gibt es keine einheitlichen Grenzwerte für Verkehrslärm. Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen bei einem Dauerschallpegel von 45 Dezibel in der Nacht und 55 Dezibel untertags. Die Richtwerte in Österreich liegen jedoch bei 55 Dezibel in der Nacht und 65 Dezibel untertags. Wird dieser Wert überschritten haben die Betroffenen derzeit kein Recht auf Lärmschutzmaßnahmen. Der VCÖ tritt dafür ein, dass diese Gesetzeslücke rasch geschlossen wird.

Gehen beruhigt – lärmarme Fortbewegung fördern!

Jeder zweite mit dem Auto zurückgelegte Weg ist kürzer als dreieinhalb Kilometer. Die Verkehrspolitik ist gefordert, lärmarme Fortbewegung wie Gehen und Radfahren zu fördern. Die Orte sollen attraktiv für das Gehen gestaltet werden, Zersiedelung und die Förderung von Einkaufszentren am Stadtrand gestoppt werden. Wenn nur jede zweite oder auch nur jede vierte dieser kurzen Autofahrten vermieden werden kann, wird der von Pkw verursachte Lärm deutlich verringert.

Nachtflugverbote und Lkw-Nachtfahrverbote

Für den Flughafen Zürich gibt es bereits seit dem Jahr 2001 ein Nachtflugverbot zwischen 24.00 und 5.00 Uhr. In den Nachtrandstunden zwischen 22.00 und 24.00 Uhr sowie zwischen 5.00 und 6.00 Uhr dürfen nur lärmarme Flugzeuge starten und landen. Auch für Österreich ist ein Nachtflugverbot anzustreben. Denn der nächtliche Fluglärm ist besonders gesundheitsschädlich. So zeigten Untersuchungen in Japan, dass schwangere Frauen, die in einer Flughafen-Einflugschneise wohnen, vermehrt Frühgeburten haben. Auch für Lkw ist ein Nachtfahrverbot anzustreben. So wie in der Schweiz soll nur in Ausnahmen den Lkw das Fahren in der Nacht erlaubt sein.

VCÖ: Technische Möglichkeiten voll ausschöpfen!

Die Bahn hat in den vergangenen Jahren sehr viel in Lärmschutzmaßnahmen investiert. Beim Personenverkehr konnte der Lärm um 5 bis 10 Dezibel verringert werden. Doch auch die Bahn kann noch leiser fahren: Vor allem beim Güterverkehr wurde das Potenzial noch nicht ausgeschöpft.
Im Straßenverkehr kann mit Lärmschutzwänden und vor allem durch lärmarme Reifen und leise Motoren der Verkehrslärm gesenkt werden. Höhe Standards für lärmarme Lkw sind notwendig. Auch niedrigere Tempolimits verringern die Lärmbelastung. Tempo 30 statt Tempo 50 senken den Lärmpegel um 5 Dezibel. Das ist mehr als eine Halbierung des empfundenen Lärms. Der VCÖ tritt dafür ein, dass auch Österreich endlich ein Lärmschutzgesetz mit einklagbaren Grenzwerten bekommt.

Verkehrslärm ist gesundheitsschädlich!
Wirkungsvolle Maßnahmen rasch umsetzen


Verkehrslärm ist mehr als ein Ärgernis. Verkehrslärm macht krank! Studien belegen, wovor Mediziner schon seit langer Zeit warnen: Lärmgeplagte Menschen haben ein höheres Herzinfarktrisiko. Schon eineinhalb Millionen Menschen in Österreich leiden unter dem Lärm des Verkehrs. Der zunehmende Pkw- und Lkw-Verkehr in den vergangenen Jahren hat auch die Lärmsituation verschlechtert. Vielerorts können Menschen nicht mehr die Ruhe in ihrem Garten genießen. Statt Vogelgezwitscher hören sie heute den Lärm von Flugzeugen oder von lauten Lkw.
Die Betroffenen können sich gegen diese Verschlechterungen derzeit rechtlich nicht wehren. In Österreich fehlen einheitliche und verbindliche Grenzwerte für Verkehrslärm. Der VCÖ hat deshalb jetzt die Initiative „Verkehrslärm einbremsen!“ gestartet. Ziel ist ein einheitliches Lärmschutzgesetz mit einklagbaren Grenzwerten. Der VCÖ setzt sich für ein Nachtflugverbot und ein Lkw-Nachtfahrverbot nach Schweizer Vorbild ein.

EU-Umgebungslärm-Richtlinie rasch umsetzen!

Die EU-Umgebungslärm-Richtlinie sieht vor, dass die Mitgliedstaaten Lärmkarten und Maßnahmenpläne erstellen. Erste Ergebnisse müssen im Jahr 2007 vorliegen. Primäres Ziel ist es, die Öffentlichkeit über die Lärmbelastung zu informieren und das Lärmbewusstsein zu heben. Grenzwerte werden nicht vorgegeben. Der hohe Anteil des Verkehrs am Lärmproblem kann daran ermessen werden, dass in der ersten Phase bis 2007 die Lärmkarten entlang der meistbefahrenen Verkehrswege erstellt werden müssen.
Bis spätestens Mitte 2004 muss die Richtlinie in österreichisches Recht umgesetzt werden. Eine rasche und vorzeitige Umsetzung der Richtlinie ist dringend notwendig.

Lärmschutzgesetz mit Grenzwerten nötig

Lärmrecht fällt in Österreich in die Zuständigkeit von Bund, Ländern und Gemeinden. Verschiedene Vorschriften sind die Folge. Besonders wichtig sind klare Lärmgrenzwerte für Widmungen von Bauland. Derzeit existieren diese nur in wenigen Bundesländern. Auch für spätere Lärmbelastungen, etwa durch neue Straßen gibt es keine verbindlichen Grenzwerte. Der VCÖ schlägt österreichweite Immissionsgrenzwerte vor. Drei Arten von Grenzwerten sind sinnvoll:
• Planungswerte (für neue Wohn- oder Erholungsgebiete)
• Schutzwerte (bei Überschreiten sind Lärmschutzmaßnahmen zu treffen)
• Alarmwerte (bei Überschreiten ist Lärmschutz sehr dringlich und einklagbar)

Verkehrslärm betrifft Kinder besonders

Alarmierend sind die Wirkungen chronischer Lärmbelastung bei Kindern. Kinder aus lärmreicher Umwelt zeigen:
• schlechtere Konzentrationsfähigkeit
• schlechtere Leseleistungen
• schlechtere Korrekturleistungen (erkennen von Fehlern in Texten)
• mangelnde Fähigkeit, ähnlich klingende Worte unterscheiden zu können (z. B. Sonne – Sonde)
• geringeres Durchhaltevermögen bei der Lösung von schwierigen Problemen.
Eine Untersuchung entlang der Hauptverkehrsstrecken in Tirol zeigte, dass lärmgeplagte Kinder unter Stresssymptomen, wie erhöhtem Puls und Blutdruck, leiden. Der VCÖ fordert daher: Verkehrslärm einbremsen!

Das Potenzial zur Verringerung des Verkehrslärms nutzen

1. Rechtliche Maßnahmen rasch umsetzen
• Lärmschutzgesetz mit verbindlichen Lärmgrenzwerten und rechtlichem Anspruch auf Lärmschutz sowie finanzieller Entschädigung (etwa bei zusätzlichem Lärm durch neue Straßen)
• Rasche Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie in Österreich
• Nachtflugverbote
• Nachtfahrverbote für Lkw und Verringerung von vermeidbaren Lkw-Leerfahrten

2. Anreize für lärmarme Technologien schaffen
• Förderung lärmarmer Reifen und Anreize zum Kauf von lärmarmen Reifen
• Festsetzung niedrigerer Grenzwerte für lärmarme Lkw. Anpassung der Standards an die neuen technischen Möglichkeiten
• Lärmabhängige Zulassungssteuern (höhere Steuern für laute Kfz)
• Lärmabhängige Landegebühren an Flughäfen. In Österreich sollen nur die modernsten und leisesten Flugzeuge unterwegs sein.

3. Organisatorische Maßnahmen helfen
• Temporeduktion verringert Verkehrslärm (in Ortsgebieten Tempo 30)
• Schaffung von Fußgängerzonen und Wohnstraßen
• Stärkere Berücksichtigung des Verkehrslärms bei Widmungen von Wohngebieten
• Mehr Kostenwahrheit im Verkehr. Berücksichtigung
der Lärmkosten in der neuen EU-Wegekostenrichtlinie
• Mineralölsteuer auf Flugtreibstoff

Quellen und Literatur
Verkehrsclub Österreich
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft: Monographie aus der Schriftenreihe Umwelt Nr. 339, Bern 2002
Lercher P. u.a.: Occupational and Environmental Medicine 59/2002
Statistik Austria: Umweltbedingungen und Umweltverhalten, Wien 2000
Umweltbundesamt: 6. Umweltkontrollbericht des bmfluw an den Nationalrat, Wien 2001
Metainfo:
Autor: Harald Kviecien; Copyright: Harald Kviecien, One Health Forum; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 119572.1; Publiziert am 10 Apr. 2003 14:50
 
Verweis(e) (1):