About ohc | News | Dialog | Events | Links | Library Suche Login
Arbeit und Gesundheit | Public Health | Gesunde Schule | Gesundheit im Gesundheitswesen | Lernen und Wissen
Home > News > Wehsely: Ca. 20 % der Mütter leiden an postpartalen Depressionen    Recent Changes (RSS 2.0) - OH-Forum
05 Mai. 2008, Wien
 
Wehsely: Ca. 20 % der Mütter leiden an postpartalen Depressionen
Enquete im Rathaus beschäftigt sich mit Schwangerschaft, Geburt, sowie Ursachen und Auswirkungen psychischer Krisen
 

Wien (RK). "Um gut in die Rolle der Mutter hineinzuwachsen, ist die soziale und emotionale Geborgenheit für die Frau enorm wichtig. Ungünstige psychosoziale Bedingungen für Schwangere begünstigen mütterliche psychische Krisen während und nach der Schwangerschaft", erklärte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely am Mittwoch im Rahmen der Eröffnung einer Enquete im Wiener Rathaus, die sich mit Schwangerschaft, Geburt, frühkindlicher Entwicklung und den Ursachen und Auswirkungen mütterlicher psychischer Krisen beschäftigt. Das Wiener Programm für Frauengesundheit lud internationale Expertinnen und Experten ein, über gesundheitliche und soziale Aspekte dieses Lebensabschnittes sowie über Prävention und Behandlung psychischer Schwangerschaftskrisen zu referieren.

 

Laut internationalen wissenschaftlichen Studien treten postpartale Depressionen mit einer Häufigkeit von 15 bis 20 Prozent bei Müttern im ersten Jahr nach der Geburt auf. Depressive Verstimmungen während und nach der Schwangerschaft entstehen nicht allein durch hormonelle Veränderungen, sondern sie können an bestimmte Risikobedingungen gebunden sein. Risikofaktoren sind u.a. vorausgehende psychische Erkrankungen, traumatische Geburtserlebnisse, Partnerschaftsprobleme, Mangel an sozialer Unterstützung, Schlechte Elternerfahrungen in der Kindheit oder Gewalterfahrungen.

Das Wiener Programm für Frauengesundheit setzte schon früh einen Schwerpunkt bei der Betreuung von werdenden Müttern. Eine große Studie zu diesem Thema im Krankenanstaltenverbund Wien, gefördert vom Fonds Gesundes Österreich, zeigte eindeutige Ergebnisse: 17 Prozent der 3.036 teilnehmenden Schwangeren wiesen Risikowerte für postpartale Depressionen auf, 14 Prozent hatten belastende soziale Bedingungen und 10 Prozent hatten eine psychiatrische Vorgeschichte.

Weiters zeigte sich, dass die individuelle Unterstützung durch Familienhebammen, SozialarbeiterInnen und PsychotherapeutInnen in der Schwangerschaft nicht nur von den Frauen als sehr große Entlastung erlebt wurde, sondern auch das Risiko einer Erkrankung nach der Geburt gesenkt werden konnte.

Stadt Wien bietet Präventionsmaßnahmen und Fortbildung


Diese Erkenntnisse hat die Stadt Wien zum Anlass genommen, um eine Reihe von Präventionsmaßnahmen zu setzen:

* geburtshilfliche Teams (ÄrztInnen, Hebammen, Psyhologinnen) werden sensibilisiert und interdisziplinär geschult.
* Die Informationsbroschüre des Programms für Frauengesundheit "...eigentlich sollte ich glücklich sein" bietet werdenden
Müttern Informationen über postpartale Depressionen, Beratungsstellen und möchte die Erkrankung enttabuisieren und
entstigmatisieren.
* Ein Netzwerk zum regelmäßigen Austausch, zur Vernetzung und Kommunikation zwischen verschiedenen Einrichtungen und Berufsgruppen wurde aufgebaut. Vernetzt sind eine Vielzahl von Institutionen, die Schwangere und junge Mütter betreuen: Hebammenstützpunkte, Familienhebammen, Familienstellen der MAG ELF, NGOs und spezialpsychiatrische Ambulanzen (AKH, Otto-Wagner-Spital).
* Außerdem wurde ein Leitfaden zur psychosozialen Schwangerenbetreuung in allen Spitälern Wiens implementiert. Er
gibt genaue Handlungsanweisungen und Vorlagen an die MitarbeiterInnen der geburtshilflichen Abteilungen zur besseren
Erkennung von postpartalen Depressionen.

Im Rahmen der Enquete haben folgende ExpertInnen referiert:

* Kindestötung im Kontext peripartaler Krisen
OÄ Drin Claudia Klier
Universitätsklinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters
Medizinische Universität Wien, AKH, Wien

* Das Wiener Netzwerk "Postpartale Depression" - wie interdisziplinäre Arbeit funktionieren kann
Drin Claudia Reiner-Lawugger
Leiterin der Spezialambulanz für perinatale Psychiatrie, 2.
Psychiatrische Abteilung, Otto Wagner Spital, KAV, Wien

* Psychopharmaka in Schwangerschaft und beim Stillen!?
Dr. Christof Schäfer
Ärztlicher Leiter des Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie,

Berliner Betrieb für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben (BBGes), Deutschland

* Postpartale Depression der Mutter: Langzeitauswirkungen auf die psychische Entwicklung des Kindes
Dipl Psyin Brigitte Schmid
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters,

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim/Deutschland

* Psychische Erkrankungen der Mutter in der Peripartal-Zeit
Dr. Luc Turmes
Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten, Facharzt für Psychiatrie,

Psychotherapie und Psychosomatische Medizin,
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Deutschland

* Frühkindliche Bindungsförderung bei psychischen Erkrankungen der Eltern
Primar Dr. Klaus Vavrik
Leiter der AG Entwicklungs- und Sozialpädiatrie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde;
Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit

* "...Mutter sein dagegen sehr: Belastende psychosoziale Lebensbedingungen - Folgen und Maßnahmen"
a.o. Univ. Profin Drin Beate Wimmer-Puchinger
Wiener Frauengesundheitsbeauftragte, Leiterin des Wiener
Programms für Frauengesundheit, Wien

Nähere Informationen unter www.frauengesundheit- wien.at/veranstaltungen .


 
Quelle: Wien (RK)


Metainfo:
Autor: Tanja Nagel; Copyright: ohc; Publiziert von: Tanja Nagel (Nagel.Tanja)
factID: 1190500.3 (...Archiv); Publiziert am 06 Mai. 2008 10:29